So wirst du schnell besser - Profitipps von Angelique Kerber
Foto: (C) Generali "Es ist oft eine Kopfsache" - Generalis Markenbotschafterin und Spitzensportlerin Angelique Kerber hat in ihrer Laufbahn Höhen und Tiefen erlebt. Hier beantwortet sie einige Fragen, die so manchen Tennisspieler - ob Rookie oder Wettkampfspieler - beschäftigen. Lieber Stärken ausbauen oder Schwächen verbessern? Im Tennis lernt man nie aus, denn es geht stets darum, sich weiterzuentwickeln. Mir hilft es dabei, mich immer wieder an meine Stärken zu erinnern. Dazu gehört für mich meine Fitness, die Schnelligkeit, mein Spielverständnis und meine Ausdauer. Ich spiele umso besser, je fokussierter ich bin. Wenn ich es in diesen Zustand schaffe, ist es fast egal, gegen wen ich spiele und worum es dabei geht. Ich bin dann innerlich ganz ruhig, richtig im Flow, das Spiel funktioniert dann fast wie von selbst. Um mich in diesen Zustand zu versetzen, brauche ich vor jedem Match zwanzig Minuten für mich alleine. Das ist ein festes Ritual. Ich höre Musik, visualisiere noch mal, was ich mir für das Spiel vorgenommen habe, lasse mich von meinen positiven Emotionen tragen, spüre aber auch den Druck und die Erwartungen. An den Schwächen arbeitet man im Training, klar. Wenn dein Volleyspiel nicht so sicher ist, solltest du es üben. Nicht, um dein ganzes System umzustellen, sondern um besser reagieren zu können, wenn sich die Situation ergibt. Aber permanent die eigenen Schwächen im Kopf zu haben halte ich für keine gute Idee. Wie schlage ich einen viel besseren Gegner? Am besten geht man so vor: Versuche, deinen Gegner zu analysieren - wo sind seine Schwächen, was ist ihm unangenehm? Die schwächere Seite, Vor- oder Rückhand, wirst du bald ausgemacht haben. Aber das ist meist nicht der Schlüssel, jedenfalls nicht zu allem. Im Grunde ist es nicht anders als im Toptennis: Es geht nicht nur darum, in jeder Situation den bestmöglichen Schlag anzubringen. Sondern auch darum, einen eigenen Rhythmus zu finden, den des Gegners zu stören. Ein Beispiel: Jemand spielt aggressiv und wirklich gut von der Grundlinie. Vielleicht stört es ihn besonders, wenn ein Tempowechsel kommt, vielleicht ein Slice, ein unkonventioneller Winkel? Wenn es dir gelingt, dass er sich nicht mehr sicher und wohlfühlt, steigen deine Chancen Punkt für Punkt. Das Allerwichtigste: nie aufgeben, jeden Punkt einzeln angehen. Hart erkämpfte Spiele sind mitunter die schönsten Siege. Aus Niederlagen lernen - geht das überhaupt? Und wie? Was vielleicht viele, die mir beim Spielen zuschauen, vergessen: Auch als erfolgreiche Spielerin verliert man oft. Und ganz ehrlich: Man gewöhnt sich nicht dran. Am Ende bin ich im Tennis so weit gekommen, weil ich ehrgeizig bin und den Wettkampf liebe. Jede Niederlage ist im Moment des Verlierens bitter. Dann ist es auch egal, wie weit ich im Turnier gekommen bin, wie knapp das Match vielleicht ausgegangen ist oder wie gut ich gespielt habe. Tatsächlich ist meine Karriere anders verlaufen, als ich mir das als junge Spielerin vorgestellt hatte. In meiner Jugend habe ich meistens alle älteren Spielerinnen geschlagen, jedes Turnier gewonnen. Mit 14 habe ich mir ausgemalt, wie es wäre, in ein paar Jahren meine ersten Grand Slams zu gewinnen. Doch der Beginn meiner Profikarriere war hart, mit vielen bitteren Niederlagen. Ich war kurz davor, alles hinzuschmeißen. Aber irgendwann habe ich angefangen, zwei Dinge zu verstehen: Erstens, du darfst den Spaß am Spiel nicht verlieren. Und zweitens, jede Niederlage ist eine Erfahrung - eine Erfahrung, die dich auf deinem Weg ein Stück weiterbringt. Heute verstehe ich Niederlagen als Teil meines Weges. Weil ich nur durch sie erkennen kann, was ich noch verbessern muss. Umso schöner sind dann die Momente, in denen alles zusammenkommt und du spürst: Jetzt bin ich da! Ich habe gerade schlechte Ergebnisse - einfach weitermachen? Ein Neustart erfordert immer Mut, denn es ist oft bequemer, einfach weiterzumachen, selbst dann, wenn dir klar ist, dass es so eigentlich nicht weitergehen kann. Ich weiß, dass viele Menschen an diesem Punkt mit sich hadern, dafür muss man keine Profisportlerin sein. In meiner Karriere gibt es immer wieder Phasen, in denen ich Abstand brauche, um eine neue Sichtweise auf die Dinge zu entwickeln. Wenn ich eins gelernt habe, dann, dass der Wert meiner Person nicht davon abhängt, ob ich verliere oder gewinne. Mich hat diese Erkenntnis mental stärker gemacht - und die Erfahrung kann ich nur weitergeben. Wie erreichst du deine Ziele - noch härter trainieren? Mir gibt es immer einen besonderen Motivationsschub, wenn ich sehe, dass sich Dinge, die ich trainiere, verändern und entwickeln. Dieses Gefühl stärkt mein Selbstvertrauen und hilft mir sogar, schwierige Phasen in Matches zu überstehen. Weil ich weiß: Ich kann zurückkommen. Erfolg ist kein Sprint, sondern ein Dauerlauf. Gleiches gilt auch für die Gesundheit und das Wohlbefinden. Meine Empfehlung ist: Stecke dir Ziele, habe einen Plan, aber achte auch auf dich. Erlaube dir Pausen, um dich zu erholen, wieder Kraft zu tanken und motiviert zu bleiben. |