Eltern tennisspielender Kinder und Jugendlicher können vieles richtig, aber auch vieles falsch machen. Wenn der Nachwuchs im Training gut gespielt hat, die Leistung im Turnier aber nicht abrufen kann, fällt es mitunter schwer, ruhig zu bleiben und positiv zu denken. Schimpftiraden beim Gang zum Parkplatz oder während der Heimfahrt sind häufig vorprogrammiert. Ex-Profi, Trainer, Mentalcoach und Autor Stephan Medem hat viele talentierte Jugendliche erlebt, die an falschen Erwartungshaltungen zerbrochen sind. Im Interview mit der NÜRNBERGER Versicherung verrät er, wie sich Tenniseltern vor, während und nach einem Match richtig verhalten, und was sie auf keinen Fall tun sollten. Wie wurde Ihre Tennislaufbahn von Ihren Eltern unterstützt? Leider viel zu wenig. In meiner Kindheit und Jugend war mein Vater eher ein großer Saboteur. Egal was ich geleistet habe, es war nie gut genug, es war immer zu wenig. Ich habe seine Messlatte quasi permanent "untersprungen". Auch heute haben viele Eltern extrem hohe Erwartungen, denen ihre Kinder nicht gerecht werden können. Das kollidiert mit den Wünschen und Bedürfnissen der Kinder. Denn diese wollen und brauchen von ihren Eltern in erster Linie Liebe und Anerkennung. Wenn Kinder dauerhaft das Gefühl haben, nicht gut genug zu sein, beeinflusst das ihre Persönlichkeitsentwicklung negativ. Was macht für Sie "gute" Tenniseltern aus? Gute Tenniseltern sind diejenigen, die nicht vergessen, dass ihr Kind auf den Tennisplatz geht, um sein Bestes zu geben. Und sie sollten nie vergessen, dass ihr Kind auf dem Platz unter einem immensen Druck steht. Das bringt die Sportart Tennis mit sich. Dieser Kampf gegen den Gegner und sich selbst ist hoch emotional und mental extrem herausfordernd. Selbst Profis scheitern daran, können nicht ihr bestes Tennis zeigen, verlieren nach hoher Führung. Gute Tenniseltern vergessen auch niemals: Wenn man richtig analysiert und verarbeitet, können aus Niederlagen positive Erfahrungen gezogen werden. Wie zeigt sich das "Gute-Tenniseltern-Sein" vor, während und nach einem Match? Vor dem Match hacken gute Tenniseltern nicht zu sehr auf dem Thema Tennis herum. Sie sind positiv und helfen ihrem Kind, sein Tennis und damit einen wichtigen Teil seines Lebens zu leben. Während des Matches sind sie möglichst zurückhaltend, unterstützen maximal durch nonverbale Kommunikation. Nach dem Match sind sie diejenigen, die ihr Kind unabhängig vom Ergebnis liebhaben. Liebe wird in unserer Gesellschaft gerne in Relation zur Leistung portioniert. Das macht keinen Sinn. Ein Kind, das verloren hat, ist frustriert. Da muss es die engste Bezugsperson - und das sind in diesem Alter die Eltern - nicht auch noch zur Schnecke machen. Eine liebevolle Umarmung, mit etwas Abstand eine Analyse des Spiels und das Aufzeigen von Lösungsansätzen bringen alle viel weiter. Welche "Eltern-No-Gos" sind weit verbreitet? Einmischung ins Match sehe ich als einen großen Fehler. Mein Appell lautet: Lasst die Kinder spielen, selbst zählen, darüber entscheiden, ob ein Ball in oder out war. Die Kinder können das in der Regel sehr gut alleine. Wenn es wirklich einmal notwendig wird, dann holt einen Oberschiedsrichter, aber vermeidet, euch selbst zu exponieren. Deutlich schlimmer ist der Liebesentzug nach einer Niederlage, den ich eben schon angesprochen habe. In einer Situation, in der das Kind Unterstützung und Zuwendung am nötigsten hat, noch einen obendrauf zu setzen und es weiter im negativen Flow zu belassen, geht gar nicht. Im weiteren Verlauf des Interviews zeigt Stephan Medem auf, wie sich Differenzen zwischen Eltern und Trainern auf das Kind auswirken, wie Ehrgeiz sinnvoll kanalisiert werden kann und weshalb die Investition in eine Tennislaufbahn auch dann sinnhaft ist, wenn das Kind später kein Profi wird. Lies weiter auf https://www.nuernberger.de/tennis/magazin/tipps-tenniseltern/ Zur Frankfurter Buchmesse 2019 erschien Stephan Medems neues Buch "MEIN WILLE!". Es ist der erste Band einer Trilogie, die dem Thema Persönlichkeitsentwicklung gewidmet ist. |